AllWays T.
4/5
In Hann. Münden habe ich als Kind ein paar Jahre gewohnt. Grund genug, als Tourist noch einmal wiederzukommen, denn es ist eine schöne kleine Fachwerkstadt mit über 700 Fachwerkhäusern. Hann. Münden eignet sich als Tagestour oder – so wie wir es gemacht haben – in Verbindung mit Kassel und der Oberweser für ein langes Wochenende über Himmelfahrt 2022.
Die Vorbereitung ist recht einfach, die Internetseite der Stadt ist übersichtlich und gut strukturiert, die Tipps hilfreich. Wir haben eine der öffentlichen Führungen gebucht (70 Minuten für 6,50 € p.P.) und sind mit dem Auto angereist. Die Führung an sich wurde von unserer Dame auch sehr ambitioniert durchgeführt und wir haben gemerkt, dass sie die Stadt mag. Der Haken: die Tour war gerade einmal 500 m lang, erklärt wurde viel über die Bedeutung des Wassers in der Stadt und einige Häuser. Einen Tipp gab es noch zum Weg auf die Tillyschanze hinauf, aber das war es dann schon. Was auffiel: es gibt in der Stadt viel Leerstand und offensichtlich eine Geldknappheit. Das wurde nicht thematisiert, aber man konnte es auch mit bloßem Auge sehen.
Offensichtlich hatte die Stadt auch falsche Entscheidungen getroffen beim Verkauf einiger Häuser an einen sogenannten "Investor", der nur auf die Wertsteigerung der Immobilien wartete. Wir kennen das: wenn Verwaltungen versuchen, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, kommt selten etwas Gutes dabei heraus.
Und auch erkennbar war eine Fehlentscheidung, die es im Zuge der Expo2000 in Hannover gab. Die mit den dort zugesprochenen Mitteln wurde – sicher auch in guter Absicht – in die Visualisierung des Wassers investiert. Immerhin hat Wasser der Stadt einmal zu Wohlstand verholfen. Die Ideen dazu waren sicher gut, der Haken ist nur: Wasser ist nicht so einfach sichtbar zu machen und die drei großen Wasserinstallationen sind sehr pflegeaufwendig. Dazu kommt, dass die künstlerischen Pflastersteine leicht zu übersehen sind und auch auf der Internetseite der Tourist-Info nicht zu finden sind. Es war sehr bedauerlich zu sehen, wie diese Stadt dahinsiecht und auch zu sehen, dass es entweder an der Kraft oder am Kapital fehlt, wieder Schwung in das Angebot zu bringen.
Warum zum Beispiel setzt Hann. Münden nicht konsequent auf das Wasser als Thema? Mit einem Themenschwerpunkt im Frühling unter Einbeziehung der Flüsse, mit "Wasserspielen" im Sommer, sportlich und spielerisch, und einem Weinfest im Herbst (Motto: "Wasser zu Wein"?). Einen Weihnachtsmarkt gibt es ohnehin. Natürlich muss man dazu investieren, optimalerweise mit Förderungen des Bundes oder der EU – bloß nicht durch weitere "Investoren"! – aber das lohnt sich sicher. Oder man sieht einfach weiter dem Verfall zu. Wäre schade.